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Gerhard Höger-Hansens private Website

Heute nehmen wir "Gedanken zur Zeit" mal ganz unaufgeregt wörtlich.

Im deutschen Sprachraum gibt es zwei Arten, die Uhrzeit zu benennen - die einen sagen "dreiviertelzwölf", die anderen "Viertel vor Zwölf".

Neulich habe ich gelesen, dass der Gebrauch der ersten Form, auch die "süddeutsche" genannt, abnimmt. Ich bin mit dieser aufgewachsen, aber nicht nur aus diesem Grund werde ich ihr treu bleiben und plädiere eindeutig für deren Verwendung - und Verinnerlichung.

Warum? Weil es mathematisch richtiger ist.

Sehen wir uns den Tag als Zeitstrahl an, gibt die "süddeutsche" Benennung immer exakt den jeweiligen Zeitpunkt an, als Bruchteil der aktuell vergehenden Stunde. Ohne Wenn und Aber, ohne sich auf einen noch gar nicht erreichten Punkt in der Zukunft zu beziehen.

Beispiel: Der Magen sagt uns, dass es langsam Zeit für das Mittagessen wird. Der große Zeiger steht auf der 9, der kleine kurz vor der 12.

  • Die süddeutsche Formulierung geht von dem Bild aus, wo man sich im Zeitstrahl des Tages befindet - "dreiviertelzwölf". Der Mensch, der sowas sagt, empfindet die Zeit als ein Kontinuum, von dessen zwölfter Stunde des Tages eben bereits 3/4 vergangen sind. Die Zeit als etwas Abstraktes wird sozusagen verinnerlicht.
  • Die andere Formulierung geht eher vom Zifferblatt der Uhr aus, wo der (große) Zeiger eben "viertel vor zwölf" steht. Das Abstrakte - die Zeit - wird von ihrer Verdinglichung her - der Uhr - betrachtet.

Mir persönlich ist die dem Abstrakten nähere Form lieber. Wie ein kleines Gebet, eine Referenz an das, was wir nie begreifen werden.

Das versagt nur bei "fünf vor Zwölf"...